Auflistung nach Schlagwort "Gewaltforschung"
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Zeitschriften-/Zeitungsartikel "Deú nos en guardi, quins Iladres!" Urbane Gewalt im Barcelona der Zweiten Republik (1931-1936): Gewaltpraxis, staatliche Interventionsversuche und die Reaktionen städtischer Akteure.(2013)Der Beitrag thematisiert eine Form der Gewalt im Barcelona der frühen 1930er Jahre, die sich aus Arbeitsbeziehungen ergab oder sich darauf bezog. Denn Barcelona war nicht nur eine Hochburg der syndikalistischen Arbeiterbewegung, sondern auch eine solche der Gewalt. Diese Perspektive überwindet einen blinden Fleck der neueren Gewaltforschung, die zumeist nur Gewaltformen untersucht, die im Freizeit- bzw. Konsumsektor verankert sind. Zudem zeigt der Beitrag, dass Städte unterschiedliche Gewalttraditionen entwickeln können. Denn anders als in Madrid, wo politische Gewalt erst gegen Ende der Zweiten Republik verstärkt auftrat, gab es in Barcelona eine bis zur Jahrhundertwende zurückreichende Gewalttradition. Diese Gewaltpraktiken und die darauf bezogenen Reaktionen änderten sich in den frühen 1930er Jahren, vor allem durch die Erinnerung an die Gewaltexzesse des Pistolerismo (1917-1923), als das staatliche Gewaltmonopol fast vollständig erodierte und Menschen durch Banden von Auftragskillern zu Hunderten ermordet wurden. In den 1930er Jahren wurde die Gewalt punktueller und gezielter praktiziert. Darüber hinaus agierten staatliche Akteure der Zweiten Republik nicht mehr ausschließlich repressiv, sondern in Kombination mit sozialpolitischen Maßnahmen. Schließlich unterstützten die Bewohner Barcelonas Gewaltakte weit weniger als noch während des Pistolerismo, indem sie Gewalttäter nun wesentlich häufiger denunzierten und teilweise selbst bei deren Ergreifung mitwirkten.Zeitschriften-/Zeitungsartikel Gewaltkommunikation und Konfliktperformanz auf dem Berliner Schwarzmarkt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.(2013)Mit Blick auf die jungen deutschen Staaten ist die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg sehr lange unter Wiederaufbauaspekten untersucht worden. Die Analyse gewaltsamer Praktiken blieb ein offenes Forschungsfeld, das erst jüngst bearbeitet wird. Diese Perspektive ist umso wichtiger, als die nationalsozialistische Herrschaft durch massive, staatlich sanktionierte und volksgemeinschaftlich getragene Gewaltpraktiken, aber auch der Bombenkrieg das Gesicht und die soziale Ordnung der Städte stark verändert hatten. Der Autor verdeutlicht, wie die Berliner Schwarzmarktakteure, die Polizei sowie die ausdifferenzierte Nachkriegspresselandschaft versuchten, eine neue Zivilität herzustellen. Denn die mediale Kommunikation über Gewalt sowie die Gewaltpraktiken und die darauf bezogenen Imaginationen sowohl staatlicher Institutionen (hier: Polizei und ihre Schwarzmarktrazzien) als auch der Schwarzmarktakteure trugen dazu bei, das Verhältnis zwischen Staat und Gesellschaft auf eine zivilere Basis zu stellen. Darüber hinaus wurden in der Praxis des Schwarzmarktes die Räume der "Ruinenstadt" (Bader) nicht nur neu imaginiert, sondern von den Stadtbewohnern selbstbewusst wieder angeeignet. Grundsätzlich, so der Autor, wurde nach dem Krieg die massive, zusammenschließende Gewaltausübung in der "Volksgemeinschaft" abgelöst durch ein Sprechen über eine als allgegenwärtig wahrgenommene Gewalt. Eingebunden war all dies in eine sich neu formierende Nachkriegsmedienlandschaft, die eine breite Palette zivilerer Begegnungen zwischen Bürgern und staatlicher Obrigkeit beschrieb und in der Beschreibung mit herstellte.Zeitschriften-/Zeitungsartikel Graffiti, Topographie, Gewalt: Kommunikationspraktiken von Hooligans in Polen.(2013)Die turbulente Phase der europäischen Geschichte ab den 1960er Jahren kann kaum ohne eine fundierte Analyse gewaltsamen Handelns auskommen. Zwar sind die Aktivitäten der Polizei, aber auch die politische Gewalt des Terrorismus inzwischen geschichtswissenschaftlich zumindest ansatzweise erforscht. Lücken bestehen jedoch für die Gewalt, die ganz allgemein Jugendlichen zugeschrieben wird. Dies ist umso erstaunlicher, als städtische Bedrohungen seit den 1960er Jahren fast synonym galten mit einer wie auch immer definierten Jugendgewalt, ausgeübt von ebenso vage umrissenen Jugendbanden wie "Rockern", "Punks" und "Hooligans" (ein Begriff, der aus dem 19. Jahrhundert stammt), die scheinbar nur "geil auf Gewalt" waren. Diese Jugendlichen agierten nicht nur in west-, sondern auch in osteuropäischen Städten.Zeitschriften-/Zeitungsartikel "... ohne jeglichen Grund mit der Hand in das Gesicht geschlagen zu haben ...": Alltägliche Gewalt in Berlin während der 1930er Jahre im Spiegel der Tagebücher Berliner Polizeireviere.(2013)Die als politisch interpretierte kollektive Gewalt der Weimarer Republik ist bereits gut erforscht, wobei der Einfluss urbaner Faktoren erst ansatzweise gewichtet wird. Jedoch fehlen Studien über die im städtischen Alltag verankerte Gewalt. Der Autor des Beitrags leistet hier wichtige kriminologisch-ethnografische Pionierarbeit in tätlichen Beleidigungen, wie sie in Reviertagebüchern der Berliner Polizei, speziell der 1930er Jahre, überliefert wurden. Wie seine umsichtige Analyse verdeutlicht, entstand eine solche gewaltsame Kommunikation nicht aus dem Nichts, sondern hatte eine Vorgeschichte. Zudem mussten diese Konflikte nicht zwangsläufig eskalieren. Denn unter geschlechtergeschichtlicher Perspektive, immer noch ein Defizit in der städtischen Gewaltforschung, waren diese Konfrontationen vernetzt mit anderen Normen und Werten, in diesem Fall mit Imaginationen von Ehre und Männlichkeit. Deren angemessene Wiederherstellung, auch durch bewusste Einschaltung der Polizei, konnte den Konflikt einhegen. Denn wie der Autor betont, agierte die Berliner Polizei hier nicht als allmächtige staatliche Institution, sondern wurde von den Beleidigten gezielt eingeschaltet, um ihre verletzte Ehre wiederherzustellen.Zeitschriften-/Zeitungsartikel Perspektiven auf Gewalt in europäischen Städten seit dem 19. Jahrhundert. [Leitartikel](2013)Stadt und Gewalt bieten vielfältige Bezugspunkte und stehen in einem spannungsreichen, von historischen Veränderungen geprägten Verhältnis - so lassen sich die hier versammelten Beiträge resümieren, die unter Einbeziehung von Raum- und Kommunikationsaspekten folgende Erkenntnisgewinne bieten: Die Raumperspektive ermöglicht eine präzisere Vernetzung von Praktiken, Imaginationen und symbolischen Aspekten von Gewalt in der Stadt. Wie aus einigen Beiträgen hervorgeht, ist körperliche Gewalt eng mit anderen Kommunikationsformen verbunden bzw. wird durch diese vorbereitet und nachfolgend gedeutet. Die im Heft vorgestellten Forschungsergebnisse möchten als Plädoyers verstanden wissen, die Kategorien Stadt, Raum und Gewalt (als soziale Praxis/Kommunikationsmittel) analytisch produktiv zu verknüpfen.Zeitschriften-/Zeitungsartikel Police violence and videotapes: changing dynamics of police-public encounters in the public space.(2013)Die Polizei bildet für das Verständnis städtischer Gewalt ein unverzichtbares Untersuchungsobjekt. Interessanterweise steht eine sozial- und kulturgeschichtlich fundierte Polizeigeschichte immer noch eher am Rande der deutschen Geschichtswissenschaft. Der Beitrag analysiert situationsbezogene Interpretationen und Narrative, die nicht nur zwischen der Polizei und denjenigen, die von polizeilichen Aktivitäten direkt betroffen waren, ausgehandelt werden. Vielmehr greift hier zumeist auch die allgemeine Öffentlichkeit (v.a. die Medien) ein. Anhand zweier englischer Beispiele - zwei Todesfälle nach Polizeieinsätzen auf Demonstrationen 1987 und 2009 - wird untersucht, wie sich polizeiliche Definitionsmacht gewandelt hat, wenn es darum geht, die Legitimität des Einsatzes körperlicher Polizeigewalt zu bestimmen. Seit den 1990er Jahren sind die von polizeilichen Maßnahmen Betroffenen nicht mehr hilflose Opfer polizeilicher Interpretationsmacht. Nun schaffen Videodokumentationen, vor allem durch Mobiltelefone, alternative Interpretationen. Polizei und Öffentlichkeit überwachen sich gegenseitig.Zeitschriften-/Zeitungsartikel Urbanisation and interpersonal violence in Europe and North America: a historiographical review.(2013)Der Beitrag liefert einen konzisen Forschungsüberblick, der dazu anregen soll, bisher häufig national separierte Forschungsfelder analytisch in neuere Forschungen zu integrieren. Der Autor resümiert den einschlägigen Forschungsstand aus dem angloamerikanischen Sprachraum, dem die deutschsprachige Kriminalitätsforschung viele Anregungen verdankt. Wie er darlegt, ist die dortige Literatur von zwei Thesen geprägt: Zum einen wird mit Blick auf Europa und die USA postuliert, urbane Settings wirkten pazifizierend, verminderten interpersonelle Gewalt und generierten weniger gewaltsame Verhaltensmuster. Zweitens gehen viele Studien davon aus, städtische Gewalt unterscheide sich grundlegend von ländlicher, wobei auch diese Interpretationen einen stärkeren Gewaltrückgang in den Städten als auf dem Land konstatieren. Der Autor verwirft beide Thesen und plädiert für eine weit intensivere Kontextualisierung von Gewalt, orientiert an fließenden Grenzen zwischen Stadt und Land, zudem betont er, dass transnationale Transfers zur Fluidität dieser mehr imaginierten als realen Abgrenzungen beitrugen. Noch heute gelte die Stadt als Brutstätte von Gewalt, die einer idealisierten ländlichen Gesellschaft gegenüber gestellt wird, wobei wirkliche Stadt-Land-Vergleiche immer noch rar sind.